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Weiter an der Küste entlang

Ein neuer Tag begann und wieder waren Temperaturen von über 40 Grad angesagt. Also sind wir früh aus Karratha los und in die Richtung der Region Ningaloo nach Exmouth aufgebrochen. An die 570 Kilometer wollten wir heute zurücklegen. Wir fuhren durch weites Steppenland und dann wieder durch eine fast wüstenartige Landschaft. Was uns beiden seit Tagen auf den Senkel ging, sind die unendlich vielen Fliegen. Sobald man das Auto verlässt, sind sie in Scharen da. Carsten war nur noch mit Fliegenschutz zu sehen. Ein Grund für die vielen Tierchen ist die Wet Season. Das ist die von November bis April dauernde Regenzeit im tropischen Norden. Unterwegs schossen wir einige Fotos von den großen Termitenhügeln.

In Exmouth angekommen, steuerten wir zunächst wieder das Visitor-Center an. Zuerst lernten wir, dass Exmouth „EX-MOUTH“ ausgesprochen wird – ohne den Vokalton zu verkürzen. Exmouth ist eine kleine Stadt mit etwa 2.500 Einwohnern. In der viermonatigen Touristen-Saison vervielfacht sich die Bevölkerung. Es gab Supermärkte, Cafés, Tauchshops und einige weitere Geschäfte und Services für Touristen. Das Städtchen ist umgeben von endlosen Stränden, Nationalparks und trockener Schönheit. Man wird immer einen Strandabschnitt oder ein Riff finden, an dem man für sich alleine ist. Sogar in der Hochsaison soll Exmouth noch eine verschlafene Kleinstadtatmosphäre haben.

Wir hatten eine Unterkunft im „Exmouth Cape Holiday Park“ reserviert, die im „BlueReef-Backpackers“ besonders praktische und preiswerte Unterkünfte anbieten. Und das stimmte. Es war kompakt, sauber und für Traveler sehr gut geeignet. Am Nachmittag haben wir uns dann den kleinen Ort und die Einkaufsmöglichkeiten angeschaut. Da wir in der Nebensaison hier waren, hatten viele der Geschäfte geschlossen. Wir haben noch einen kleinen Spaziergang an den örtlichen Strand und den Hafen gemacht und haben den Tag mit einem Rundgang über unser Parkgelände, vorbei an Stellplätzen für Camper aller Art, abgeschlossen. Und wir haben an Kumpel gedacht.

Ningaloo Coast – World Heritage Area

Den nächsten Tag widmeten wir uns der Ningaloo Coast – World Heritage Area. Wir hatten einige Tipps bekommen, wo es sich sehr gut schnorcheln lässt. Dazu fuhren wir rund 30 Kilometer weiter in das Nationalpark Gebiet. Hier wurde dann Eintrittsgeld erhoben, was wir am Automaten entrichteten. Kaum waren wir 200 Meter gefahren, fragte Carsten: “Wo ist mein Handy?”. Wir hielten also erst einmal an, um zu schauen, ob es irgendwie an die Seite gefallen ist. Wenige Sekunden später war, mitten in dieser Einöde, ein Polizei Fahrzeug mit Blau- und Rotlicht hinter uns. Carsten hatte derweil sein Handy, was neben den Fahrersitz gefallen war, wiedergefunden. Die Polizisten wollten von Carsten den NP-Coupon und seinen Führerschein sehen. Wir wurden gefragt, warum wir hier gehalten hatten. Der Coupon und die Frage waren für uns kein Problem. Tja, aber der Führerschein, der  schipperte nämlich in “Kumpel” auf dem Ozean. Carsten zeigte der Polizei nicht etwa seine Kopie, sondern auf seinem Handy eine Ablichtung vom Original. Damit waren die Polizisten zufrieden und Carsten war stolz, was mit der digitalen Welt so alles funktioniert. Wir fuhren weiter zu unserer ersten Empfehlung, dem Lake Side Beach. Das Wasser ist hier türkisblau und der Sand ist fast weiß. Wir hatten Equipment zum Schnorcheln ausgeliehen und stürzten uns in die Fluten. Wir mussten nicht weit ins Wasser, um die Korallenbänke mit vielen bunten Fischen aller möglichen Größen zu sehen.

Wir klapperten noch drei weitere Empfehlungen ab: Oyster Stacks, Turquoise Bay und Osprey Bay. An den Stränden war es zwar „nur“ 32 Grad warm, aber wir mussten sehr aufpassen, dass wir uns keinen Sonnenbrand holten. Zum Abschluss unserer Beach-Tour ging es zum „Lighthouse“, wo zwei Kängurus auf uns warteten. Das war ein erholsamer Tag an den schönen Stränden der Exmouth Coast. Der nächste Küstenabschnitt wartet bereits morgen auf uns.

Weißer Sandstrand und türkisblaues Wasser

Als wir am nächsten Tag in Coral Bay ankamen, wurden wir von einem wunderschönen Strand überrascht. Wir hielten an und es war sofort Schwimmen angesagt. Überall türkisblaues Wasser und feinster weißer Sandstrand.
Coral Bay ist eine kleine Siedlung, die durch das Ningaloo-Riff vor dem Indischen Ozean geschützt liegt. Es ist Australiens einziges Saumriff. Im Gegensatz zu anderen Standorten, beginnt die Koralle hier direkt am Wasser. Die Fische und die Koralle sind für alle zugänglich, auch für kleine Kinder. Fische und Korallen können entweder beim Schnorcheln oder auf einem der Coral-Viewing-Boote beobachtet werden. Coral Bay liegt etwa 50 Kilometer nördlich des Tropengebiets von Capricorn und etwa 140 Kilometer südlich von Exmouth in Westaustralien. Es gibt mehrere Resorts und Caravan Parks sowie rund 20 Häuser. Coral Bay zählt zu einem beliebten Urlaubsziel für Westaustralier und einigen Übersee-Rucksack-Touristen.

Nach unserem ersten Bad im Ozean, gönnten wir uns ein üppiges zweites Frühstück. Man weiß ja nie, was noch kommt. Auf einem kleinen Spaziergang trafen wir auf deutsche Wohnmobil-Touristen. Sie verbringen hier acht Wochen. Wir haben uns ausgetauscht und ein paar Fotos gemacht. Wir als „Beach Boys”.

Dann ging es weiter nach Carnarvon, unserem heutigen Tagesziel. Wir hatten eine Unterkunft über Booking gebucht. Diese hatte eine Toplage direkt am Ozean, aber das war auch alles, was top war. Wir stornierten noch vor der Unterkunft. Wir fanden dann über Airbnb Ersatz im Ort. Etwas anders als normal, aber kreativ und ansprechend. Wir nutzten dann die Möglichkeit, wieder einmal selber zu kochen und noch einige administrative Dinge zu erledigen. Da für die Westküste ein Zyklon in Anmarsch war, waren wir gespannt, ob wir von dem Ausläufer noch etwas mitbekommen. Das Zentrum lag in Port Hedland und Karratha, dort, wo wir vor kurzem noch waren.

Shark Bay

Am nächsten Morgen ging es weiter Richtung zur Shark Bay und dann wollten wir nach Monkey Mia zu den Delphinen. Wir hatten rund 380 Kilometer Weg vor uns.
Die Shark Bay World Heritage Area war 1991 der erste Ort in Westaustralien, der den UNESCO-Status erhielt. Das Gebiet erfüllt vier der zehn erforderlichen Naturkriterien. Das geschützte Gebiet umfasst etwa 23.000 km² und beherbergt ein farbenfrohe und vielfältige Landschaften. Das Gebiet enthält Pflanzenarten, die einzigartig sind und für die Wissenschaft als neu gelten. Des Weiteren leben fünf der 26 gefährdeten australischen Säugetiere sowie 35 Prozent aller australischen Vogelarten hier. In der Shark Bay sind 28 verschiedene Haiarten heimisch.

Unsere Fahrt zu den Delphinen nach Monkey Mia war leider umsonst. Uns wurde geraten am frühen Morgen, gegen 7:45 Uhr vor Ort zu sein.
Da uns die gebotene Unterkunft in Monkey Mia viel zu teuer war, fuhren wir zurück nach Shark Bay. Auf dem Weg dorthin machten wir noch einen Stopp an der Little Laguna. Eine angemessene Unterkunft fanden wir dann auch und haben den Tag dann gemütlich ausklingen lassen.

Delphine hautnah

Wie am Vorabend geplant, ging es Morgens um 7:00 Uhr nach Monkey Mia. Wir wollten bei den Delphinen bei der Fütterung in ihrer natürlichen Umgebung zusehen. An diesem Sonntagmorgen waren wir nicht alleine dort. Mit über 100 Besuchern schauten auch wir der Fütterung der wilden, frei lebenden Delphinen zu. Heute waren sechs Delfine zum “Frühstück” erschienen. Während der Regenzeit ist die Fütterung am Morgen um 7:45 Uhr. Gegen 7:30 Uhr finden sich die Tiere in der Bucht ein. Ob die eine innere Uhr haben?
Die freundliche Gruppe wilder Delphine schwimmt regelmäßig zum Ufer von Monkey Mia. Dort interagieren sie täglich mit Menschen. Es sind frei im Ozean lebende, wilde Tiere. Vier bis sieben von ihnen besuchen täglich die Fütterung. Gelegentlich kommen bis zu 20 andere Delphine. Diese gelegentlichen Besucher bleiben vor der Küste und bevorzugen es, einen sicheren Abstand zum Menschen zu halten. Es kann einige Jahre dauern, bis die Delphine genug Selbstvertrauen haben, um sich näher an die Küste zu wagen. Monkey Mia ist als einer der besten und zuverlässigsten Orte für die Interaktion mit Delfinen. Er ist weltweit bekannt und der einzige Ort in Australien, an dem Delfine nicht nur saisonal, sondern auch täglich zu Besuch sind. Forscher aus der ganzen Welt kommen hierher, um diese faszinierenden Kreaturen zu untersuchen.
Auch wir beide haben dieser, wohl für Touristen eingeführten, Fütterung zugeschaut. Wir waren beide der Meinung, dass dies eine Attraktion ist, die hilft, dieses Projekt und den World Heritage Park und den Wildlife Service Ort zu finanzieren. 
Es war ein tolles Erlebnis die Tiere in freier Wildbahn und doch so nah zu sehen.

Im Anchluss an die Fütterung sind wir dann zurück nach Shark Bay gefahren. Wir haben gepackt und sind in Richtungen Kalbarri National Park gestartet, unserem heutigen Tagesziel. Am Ortsausgang stand einer der wenigen Hitchhiker (Tramper) die wir bis jetzt gesehen hatten. Wir stoppten und fragten den jungen Mann wohin er wollte. “Cable Bay”, war seine Antwort. Unser Angebot, ihn bis zum HWY 1, also rund 130 Kilometer mitzunehmen, kam ihm sehr entgegen. Dort würde er auf mehr Mitfahrgelegenheiten treffen. Während der Fahrt tauschten wir uns dann etwas aus. Andi war ein 27 jähriger Slowake auf seiner zweiten Australienreise. Er war bis jetzt immer als Hitchhiker unterwegs und übernachtete im Zelt oder in einem Hostel. Dieses mal bereist er noch bis April den Norden Australiens. Dann geht es nach Norwegen. Dort wartet ab Ende Mai ein Job als Gärtner auf ihn. Im Anschluß daran will er nach Südamerika. Ein sympathischer junger Mann, der sich durch das ungefähr halbjährliche Wechseln von Travellen und Arbeiten die Welt erschließt. Am Roadhouse wünschten wir uns gegenseitig „gute Weiterreise“. Und die hatten wir. Wir sind gut in Kalbarri angekommen.

Das „Fenster der Natur“

Der nächste Tag begann wieder mit einer Fütterung freier, wilder Tiere. Dieses Mal waren es Pelikane im Kalbarri National Park. Als wir ankamen, waren die Pelikane schon da und warteten auf ihr Futter. Alle Anwesenden wurden gebeten, sich an einige Regeln zu halten, um die Tiere nicht zu stressen. Gesagt, getan! Es war toll mit anzusehen, wie vertraut die Tiere waren. Die Fütterung ist eine schöne Attraktion, die einigen Freiwilligen zu verdanken ist.

Nach der Fütterung fuhren wir ins Visitor-Center und anschließend zum „Fenster der Natur“. Dieser erstaunliche und einzigartige Felsbogen befindet sich im Herzen des Kalbarri-Nationalparks. Das natürliche Felsfenster befindet sich am Rande einer großen Klippe und bietet eine spektakuläre Kulisse, um den Fluss in 150 Metern Tiefe zu betrachten oder zu fotografieren. Das “Fenster der Natur” ist zu einem Wahrzeichen von Kalbarri geworden.
Den Besuchern wird geraten, drei Liter Wasser pro Person dabei zu haben und sich mit einem Fliegennetz auszustatten. Ohne Fliegennetz wären wir niemals losgegangen. Leider war der Abstieg, zum „The Loop“ heute gesperrt. Das war ein acht Kilometer langer Rundwanderweg, den Carsten gerne gegangen wäre, aber er musste umkehren. Hier draußen waren mindestens 10 Grad mehr auf dem Thermometer als im Ort. Das hatte zur Folge, dass Handy und Kamera erstmalig anzeigten, dass das jeweilige Gerät überhitzt war. Das war Premiere auf unserer Reise.

Wir legten eine kleine Pause in unserer schönen, direkt an der Küste gelegenen Wohnung ein. Später ging es dann zur “Natural Bridge”. Der einst widerstandsfähigen Island Rock, der den Kräften des Ozeans nachgab, war Teil der Küste. Heute ist es ein einsamer „Seestapel“, der spektakulär durch das Brechen und Zerfallen der Klippen geformt wurde. Er bietet dem Betrachter einige erstaunliche, prekäre Felsformationen. Die Nationalbrücke ist, wie der Name schon sagt, eine vollständig ausgebildete Kalksteinbrücke, die noch immer an der Küste von Kalbarri befestigt ist. Nur einen kurzen Spaziergang vom Parkplatz entfernt, genossen wir einen atemberaubenden Blick auf die Küste. Anschließend ging es zum “Eagle Rock”. Es ist ein weiteres wertvolles Stück der fantastischen Naturlandschaft entlang der Küste von Kalbarri. Vom Parkplatz aus ist es ein wenig umständlich, über das etwas unwegsames Gelände zum einsamen Strand zu gelangen. Aber die Mühe lohnt sich. Man wird mit einem herrlichen Blick auf das Meer und die zerklüftete Küste sowie auf die roten Gesteinsschichten der Schlucht hinter dem Strand belohnt. Der Strand ist ein wahres Juwel mit wildem Flair. Den Anblick werden wir in Erinnerung behalten.

Am späten Nachmittag kochten wir dann in Gedanken an die Heimat Würstchen, Kartoffelpü und Möhren. Danach machten wir einen Verdauungsspaziergang an der Küste. Die Sonne verabschiedete sich ins Meer und wir konnten noch einige schöne Fotos einfangen.

Morgen geht es weiter und wir werden bald Perth erreichen. Dort werden wir die weitere Zeit verbringen und warten, bis “Kumpel” ankommt. Wahrscheinlich wird das jetzt doch erst am 18.2. sein. Aber man weiß ja nie.

Bis dahin viele Grüße aus dem heißen Australien!
Euer Carsten und Euer Manni