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Unsere letzten Tage in Pakistan

Am 21. November sind wir von Sakkur weiter durch Pakistan gefahren.
Immer noch zusammen mit Rachel und Daan. Die beiden sind auf dem Motorrad unterwegs und wir wurden an der pakistanischen Grenze von den zuständigen Pakistani als Gruppe eingeteilt.
Heute durften wir zumindest eine kurze Strecke ohne Begleitschutz zurücklegen. Ein kleines Gefühl der Freiheit.
Auf der Fahrt gab es die spontane Idee, eine Mehl- und Baumwollfabrik zu besichtigen. Und wir wurden von den Chefs und den Angestellten herzlich willkommen geheißen. Die Menschen freuen sich immer sehr, wenn man sich für Ihr Tun interessiert und sind stolz, zeigen zu können, was sie machen und wie sie arbeiten. Wir durften sowohl die Getreidemühlen als auch die Baumwollproduktion anschauen und auch mal mit anpacken. Im Anschluss wurden wir zum Lunch eingeladen. Dieser fand in einem privaten Zimmer eines Direktoren statt und war sehr lecker. Überraschend für uns war allerdings, dass das Essen auf dem „Bett“ serviert wurde. Andere Länder, andere Sitten und immer wieder spannend.

Einen kleinen “Kumpel”-Zwischenfall haben wir gut verkraftet. Eine Unterführung hatte leider eine geringere Durchfahrtshöhe als gedacht und wir haben unser Dachfenster beschädigt. Carsten hat es aber wieder ordentlich geflickt und so ging die Tour, dann auch wieder mit Begleitschutz, weiter. In Lahore haben wir die letzte Nacht in Pakistan verbracht. Da wir uns in Pakistan oft nicht richtig frei bewegen konnten und meist  – zu unserem eigenen Schutz – unter Bewachung standen, haben wir uns dafür entschieden etwas früher nach Indien zu fahren.

Unser Pakistan-Fazit

Pakistan, ein Land vor dem uns im Vorfeld der Tour fast alle gewarnt haben: “Fahrt dort nicht durch!”. Uns beide hat dieses Land trotz allem positiv überrascht.

Bereits beim Grenzübertritt wurden wir bei der Reisepasskontrolle mit Tee begrüßt. Und so freundlich und interessiert haben sich die Pakistani uns gegenüber immer verhalten. Auf der Straße sowie während unseren Fahrten wurden wir so oft mit „Welcome to Pakistan“ begrüßt.
Für viele Pakistani war das aber auch schon das meiste Englisch. Die meisten sprechen kein oder nur ganz wenig englisch. Mit Händen und Füßen war aber immer eine Kommunikation miteinander möglich. Auch die Kommunikation mit Deutschland lief gut. Wir haben gegen Vorlage unseres Reisepasses eine SIM-Karte von Zog in Quetta gekauft. Zehn Gigabite für unter 13,00€.

Pakistans Herausforderung

Die größte Herausforderung in Pakistan waren für uns und “Kumpel” die Straßenverhältnisse. Die Straßen sind zum Teil sehr kaputt, voller Schlaglöcher und ohne Befestigung. Der Verkehr brauchte oft die volle Konzentration, besonders in den Städten und Ortsdurchfahrten. Wir haben gelernt, dass auf der “Autobahn” lediglich vierrädrige Fahrzeuge zugelassen sind. Dabei sieht man die Räder der Fahrzeuge in Pakistan oft vor lauter Ladung gar nicht. Dafür war es kein Problem, Diesel zu bekommen.

Mit dem Stellplatz für die Nacht war es dafür wieder so eine Sache. Freies Stehen war nicht möglich. Wir durften nur auf bewachten Hotelparkplätzen in den Stadtzentren stehen und auch nur dort, wo der Security-Standard entsprechend hoch war. Hier wurden wir dann als Schutz vor Entführungen auch nachts durch Security oder die Polis gesichert. 

Und auch in Pakistan kam immer wieder die Frage: “Wie gefällt euch unser Land Pakistan – was werdet ihr zu Hause erzählen?”. Ja, was werden wir erzählen:

  • tolle, gastfreundliche Menschen, auch wenn wir nur mit wenigen frei kommunizieren konnten
  • eine beeindruckende Landschaft
  • landestypisches, leckeres Essen
  • wundervoll bemalte Tracks und Tuk-Tuks
  • unsicher haben wir uns nie gefühlt
  • auch spontane Besuche (z.B. Mill & Cotton Factory) kamen bei den Pakistani gut an

Pakistan möchte seinen Besuchern immer Sicherheit geben und dafür sorgen, dass nichts passiert, was dem Image des Landes schaden könnte. Dafür werden individuell reisende Personen und Gruppen auf dem Lande von Levies und in den Städten von der Polis geschützt.

Ich (Carsten) verlasse Pakistan mit einem weinenden und einem lachenden Auge.
Und ich (Manni) glaube daran, dass Pakistan aufgrund seiner jungen Generation in eine hoffnungsvolle Zukunft schaut. Allerdings und hoffentlich wird noch an der Infrastrukturen gearbeitet. Dies ist insbesondere in ländlichen Gebieten wirklich nötig. 

Indien ein Land mit vielen Gesichtern

Am 24. November verließen wir Pakistan und betraten Indien am Grenzübergang Wagah. Sowohl der Austritt aus Pakistan als auch der Eintritt nach Indien verlief komplikationslos und ohne “Aufwandsentschädigungen”. Insgesamt benötigten wir mit Reispass-Checks, Zoll und Carnet-Abwicklung etwas mehr als zwei Stunden.

Tschüß Pakistan

Die indische Flagge, das bedeuten die Farben: safran-orange symbolisiert Opfer und Mut, weiß symbolisiert Wahrheit und Frieden, grün symbolisiert Glauben und Wachstum.

Über die Grenze

Der Grenzübergang Wagah ist der einzige Übergang zwischen Pakistan und Indien und trennt zwei sich im Konflikt befindliche Länder. Hier zwischen dem pakistanischen Lahore und dem indischen Amritsar wird die Teilung des indischen Subkontinents jeden Tag aufs Neue zelebriert. Das konnten wir uns nicht entgehen lassen. Um 16:30 Uhr Ortszeit begann die tägliche Zeremonie der Grenzschließung auf beiden Seiten. Das Publikum sowohl in Indien als auch in Pakistan wird zunächst angefeuert und aufgeheizt. Bis zu 30.000 Menschen auf beiden Seiten wohnen der rund halbstündigen Zeremonie bei. Es folgen paradeartige Angriffe auf die jeweils andere Seite. Das Publikum nimmt lautstark daran teil. Auch wir alle wurden von den starken Emotionen ergriffen. Um 17:00 Uhr folgt mit der Schließung der Grenztore der Höhepunkt.
Wenn man bedenkt, dass sich diese beiden Länder seit vielen, vielen Jahren über den Kaschmir-Konflikt verfeindet gegenüberstehen, ist das ein gewaltiges Schauspiel mit sehr friedlichem Ende. Denn die jeweiligen Anführer gehen mit Handschlag auseinander. 

Gut in Indien angekommen

Mit der einbrechenden Dunkelheit führen wir, noch immer ziemlich ergriffen, zu unserem heutigen Zielort, Amritsar in Indien. Leider ohne Internetverbindung und auch ohne Navi, das die Koordinaten nicht annahm. Wir mussten unsere Unterkunft auf anderem Wege finden. Wir fragten einige Tuk-Tuk-Fahrer. Nach kurzer Diskussion und 400 indischen Rupis hieß es: „no problem – we will find it.”. Also rein ins Getümmel des Abendverkehrs. Nach einer Dreiviertelstunde erreichten wir dann das vermeintlich gesuchte „Guest-House“. Da unser “Kumpel” nicht durch die Durchfahrt passte, fuhr Carsten weiter, um zu wenden. Was gar nicht einfach war bei dem chaotischen Verkehr. Die Verkehrspolizei legte eine komplette Kreuzung lahm, da unser “Kumpel” ein Rotlicht überfahren hatte. Naja, eher Carsten, der dann auch zum Polizisten sagte: “SORRY, SORRY. I lost my friends“. Verständnisvoll gab die Polizei die Kreuzung wieder frei und Carsten war wieder Mitten im Chaos. Carsten bekam Tipps von den umstehenden Indern und zum Glück bemerkte er dann Daan, der sich mit dem Motorrad auf die Suche nach Carsten gemacht hatte.

In der Zwischenzeit hatte Manni festgestellt, dass wir zum falschen Guest-House geleitet worden waren. Die sehr freundlichen und hilfsbereiten Mitarbeiter dort gaben uns WIFI und die genaue Adresse des von uns gesuchten Guest-House. Manni führ schon mal mit einem Tuk-Tuk los, um das Guest-House vor Ort zu besichtigen. Einige Zeit später waren wir alle wieder vereint und glücklich, aber auch müde, an unserer Unterkunft angekommen.

Nachdem jeder die Anspannung des Tages für sich etwas verarbeitet hatte, ließen wir den Abend mit selbst zubereiteter Pasta, Rotwein und Bier, sowie einem ausführlichen Gedankenaustausch ausklingen. Wir waren in Indien! 

Am nächsten Morgen wurden wir mit herrlichem Sonnenschein in einem kleinen Paradies geweckt. Wir fanden, dass uns etwas Entspannung nach den letzten aufregenden Tagen gut tun würde und starteten in Indien ganz gemütlich. Wir verbrachten den Tag mit Sim-Karte besorgen, dem ersten Sightseeing und einem abendlichen Restaurantbesuch.

Am nächsten Tag stand leider der traurige Abschied von Rachel und Daan an. Wir waren in Pakistan zu einem richtigen Team geworden. Jeder war für den anderen da und es gab viele schöne gemeinsame Momente. Wir hoffen wirklich sehr, dass wir uns nicht aus den Augen verlieren: “Tschüß Rachel und Daan und eine gute Weiterfahrt!”.

Wir beschlossen einen Ruhetag einzulegen und machten entspannt. Wir planten unsere weitere Route durch Indien, pflegten unseren “Kumpel” und kommunizierten mit unseren Lieben daheim. Wir waren vom Angebot im Supermarkt enttäuscht, aber vom großen Street-Food-Angebot angetan. Und die absolute Entspannung: Wir gönnten uns eine volle Stunde Massage für jeden. Herrlich!

Über Indien, die Menschen und die Highlights berichten wir dann nächste Woche.
Wir sind schon fleißig am Eindrücke sammeln!
Lasst es Euch gut gehen und startet gut in die Adventszeit!

Viele Grüße aus Indien

Euer Carsten und Euer Manni

Die letzten Tage im Iran

Die letzten Tage im Iran waren ebenfalls sehr schön. Nachdem wir von Isfahan unter anderem durch die Wüste Richtung Yazd gefahren waren, nicht ohne Anna (Hilfsprojekt „Arme für Mama“) zum Geburtstag zu gratulieren, haben wir irgendwo im Nirgendwo übernachtet und uns am Morgen auf dem Weg nach Yazd gemacht.
Yazd ist eine der ältesten und schönsten Städte des Irans. 2017 wurde die Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Mit tollen Eindrücken übernachteten wir auf einem geschlossenen Parkplatz mitten in der Stadt.

Auf Grund der unruhigen Lage in Teheran wurde im Iran die letzten Tage das Internet abgeschaltet. Wir haben sonst weiter nichts von den Hintergründen mitbekommen, außer, dass es um Benzin und Dieseleinschränkungen ging. Das wurde hier an den sehr langen Schlangen vor den Tankstellen sichtbar. Sicher haben wir uns immer gefühlt. Einzig die Beschaffung von Diesel und Gas stellte unsere Geduld etwas auf die Probe. Wir haben aber immer das bekommen, was wir gebraucht haben.

Nach einem weiteren Tag in Bam verbrachten wir die Nacht bevor wir weiter Richtung Pakistan fuhren in Zahedan. Wir tranken noch Kaffee mit vier Polizisten, die uns dafür mit regionalen Köstlichkeiten versorgten. Und wir konnten wieder kommunizieren. Internet sei Dank!

Am 17. November haben wir dann die Grenze vom Iran nach Pakistan überquert.

Um 7:30 Uhr Ortszeit ging es los, an die iranisch-pakistanische Grenze. Es stauten sich wieder einmal viele, viele LKW`s. Etwas verwirrend waren wegen einer großen Baustelle, die Zufahrtsweg an die Grenze. Schließlich fanden wir den Weg und stießen auf  vier Grenzsoldaten. Alle waren sehr freundlich und jeder übernahm seinen Part. Sie zeigten großes Interesse an unserem Tourfahrzeug “KUMPEL” und unsere Tour. Kumpel wurde gründlich inspiziert und alles was geöffnet werden konnte, wurde geöffnet. Unser Speiseöl geriet unter Verdacht Alkohol zu sein, diesen konnten wir aber entkräften.
Weiter ging es zur Pass-, VISA- und Carnet-Kontrolle. Die Pässe wurden mit dem Austrittsvermerk versehen und damit durften wir dann den IRAN verlassen.

Also ab zum Abfertigungsbereich Pakistans! Dort stand zuerst die Passkontrolle an, zu der wir einen Tee gereicht bekamen. Nach einer beschleunigten Abfertigung durch einen sehr netten Pakistani, kam schon der erste Geldwechsler auf uns zu. Wir haben unsere restlichen iranischen Rials gegen pakistanische Ruppes getauscht. Dann wurden wir zum Haupttor vor dem offiziellen Pakistan-Eintritt geführt. Dort wurde wiederum unsere Pässe registriert und VISA sowie unser Carnet geprüft. Ein Levies nahm uns auf dem Motorrad in Empfang. Wir folgten ihm und das große Tor ging auf: Wir waren in PAKISTAN.

Irgendwie sind wir hier in eine ganz andere Welt eingetaucht. Zuerst ging es zur Levies-Station. Levies sind paramilitärische Strafverfolgungsorgansationen, die in Levies Forces organisiert sind. Diese haben die Aufgaben, Strafverfolgung zu betreiben, für die Innere Sicherheit mit zu sorgen und die Polizei in Pakistan zu unterstützen.

Es folgte eine erneute Registrierung und die Fragen wohin wir unterwegs waren. Zwei weitere Reisende auf dem Motorrad warteten bereits. Rachel und Daan aus Amsterdam. Wobei Rachel ursprünglich aus der Schweiz kommt. Mit den Beide sollten wir die nächsten Tage verbringen, da wir dasselbe Etappenziel hatten. Gemeinsam ging es weiter durch den Zoll und zur Carnet-Abwicklung.
Wenig später ging unsere Tour Richtung „Quetta“ los. Aber in Begleitung einiger Levies. Diese waren mit Kalaschnikows (Gewehren) ausgestattet und waren für unseren Schutz, vor allem vor Entführungen zuständig. 

Unser Ziel war Dalbadin. Die Route führte durch die Wüste, entlang der Grenze zu Afghanistan. Auf den rund 300 km wurde das Levies-Team drei mal gewechselt. Insgesamt hatten wir 11 Kontrollpunkte mit Pass- und. VISA-Prüfung zu durchfahren. Die Levies und Soldaten, meist Kontrollpunktbeamte, waren alle freundlich zu uns. Bei letzten Wechsel wurden wir wieder zum Tee Umtrunk eingeladen. 

Gegen 18 Uhr haben wir dann das Tagesziel im Dunkel erreicht. Hier wird es bereits gegen 17 Uhr dunkel und wir mussten unsere Uhren wieder um eineinhalb Stunden weiter in die Zukunft stellen. Unser Stellplatz im kleinen Ort Dalbadin, war einem  geschlossen Hotel-Hinterhofs. Auch hier wurden wir erneut überprüft und registriert. All diese Maßnahmen tragen Sicherheit der Touristen und dem Image Pakistans nach Außen bei. Und dieser Levies-”Service” ist absolut kostenfrei. Den Abend haben wir alle zusammen verbracht.

Unser Weg nach Quetta

Mit einem gemeinsamen Frühstück im Hotel, bei dem jeder mitbrachte, was er hatte, begann der Tag. Anschließend gab es eine kurze Besprechung mit den Levies. Nach einem Tankstopp der besonderen Art ging es auf Richtung Quetta/Balochistan. Bis über den Mittag begleitete uns dasselbe Levies-Team. Die Kontroll-Stopps waren überschaubar. Nach einer entspannten Teepause fuhren wir dann, begleitet von Enkel und seinem Opa auf dem Moped weiter. Die Wechsel unserer Begleitpersonen erfolgten jetzt in fünf bis zehn Kilometer Abschnitten. Es wurde auch immer wieder von Levies auf Polis gewechselt. Levies sind außerhalb der Städte zuständig und schlechter ausgestattet als die Polis. Die Polis sind in den Stadtzonen zuständig und gut mit Fahrzeugen, Gewehren, Uniformen uns so weiter ausgestattet.

An der Stadtgrenze zu Quetta ging es dann mit der Polis weiter. Quetta ist eine, in Pakistan kleine Stadt mit über drei Millionen Einwohnern.

Ein Pickup und zwei Motorräder begleiteten uns. Vor dem Zentrum wurde nochmals gewechselt, auf einen Pickup und vier Motorräder mit je zwei bewaffneten Polizisten. Es war wir ein “Escort”-Service wie für politische Prominenz. 

Innerhalb der City lief der Verkehr mit Stopp and Go. Es ging kreuz und quer, die Motorräder flankierten uns und halfen uns auch über Kreuzungen oder beim Straßenwechsel. Fast unbeschreiblich das Ganze, man muss es selber Erleben. Eine Aktion die noch lange in unseren Köpfen sein wir.

In Quetta wurden wir ohne gefragt zu werden zu einem 3-Sterne-Hotel gebracht. Wir bekamen einen Standplatz im Innenhof des Hotels für die Nacht zugewiesen. Zum Glück hatten wir unseren Kumpel, in dem wir im Verhältnis zum Hotel, wie in einem 5-Sterne-Hotel schliefen. Das Hotel war von Innen doch etwas heruntergekommen, wie es bei uns selbst in der hintersten Provinz nicht mehr zu finden ist. Nach diesem doch sehr anstrengenden Tag für uns hatten wir eine ruhige und erholsame Nacht.

Das NOC – No-Objection-Certificate

Am nächsten morgen lernten wir Heide aus Nibül und Nils aus Wuppertal kennengelernt, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf dem Weg nach „Nepal“ sind. Auch sehr abenteuerlich.

Wir mussten zwei Stunden auf die Polis warten und wurden dann in einem Pickup mit Bänke auf der Ladefläche zum weitläufigen Verwaltungskomplex in Quetta gebracht. Hier mussten wir dann unsere Pflicht erfüllen und unser „NOC“ (No-Objection-Certificate) für ausländische Touristen beantragen.Der ganze Prozess dauerte fast eineinhalb Stunden wobei wir insgesamt an drei Stellen vorstellig wurden. Da das NOC erst ab dem 20.November galt, mussten wir eine weitere Nacht im Innenhof des Hotels verbringen. „Alles zu unserer Sicherheit“! Da diese Information nur scheibchenweise erfolgt, sind viele über die lange Prozedur verärgert. Sieht man sich das „NOC“ an und welche Prozesse dahinter stehen und wer alles Informiert werden muss, kann man den zwei Nächte “Vorort-Prozess” schon nachvollziehen.

Am Nachmittag führen wir mit den Polis und ihrem Pickup in die Stadt um Einzukaufen. Wir benötigten unbedingt eine pakistanische SIM-Karte um unsere Kommunikation wieder in Gang zu bringen. Alles war ein bisschen chaotisch, aber zu guter Letzt waren wir wieder online! Den Abend haben wir dann mit einem gemeinsames Essen mit unseren beiden Mitreisenden, Rachel und Daan im KUMPEL verbracht. Carsten hat beim Kochen wieder einmal alles gegeben. Wir wetteten, wann uns die POLIS am nächsten Morgen abholen wurden. Geplant war acht Uhr. Unsere Tipps: Carsten – 9 Uhr; Manni – 8:40 Uhr; Rachel – 9:23 Uhr und Daan – 9:30 Uhr. Es blieb spannend.

Beladene LKWs und viele Eindrücke

Und siehe da um 8:20 Uhr waren die POLIS da und es konnte losgehen. Wir wurden aus Quetta bis zum Stadtrand exkortiert, von vier Motorrädern (acht Männer) und einem Pickup (zwei Männer). Was uns heute auffiel, war, dass an fast jeder Ecke POLIS oder Soldaten standen. Auf unsere Nachfrage, ob etwas los ist, kam nur: “Nichts Besonderes heute.”.
Erstaunlich ist immer wieder, wie dieses alles Hand in Hand läuft und selbst „Fliegende Wechsel” funktionieren.

Zunächst ging es durch eine wunderschöne Bergregion nach „Sibi“. Dann weiter Richtung „Jacobabad“, wo es dann wesentlich wärmer wurde und die Landschaft ganz flach. In den durchfahrenden Dörfern konnten wir sehr viel Armut sehen und fragten uns immer wieder: “Wo von leben die Menschen hier?”. Und noch eine Frage stellte sich uns. Wie kann man Fahrzeuge so beladen. Das ist wirklich wahnsinnig hier. Machmal weiß man gar nicht, wo sich das eigentliche Fahrzeug befindet.

Dann kurz vor „Jacobabad“ wurden der KUMPEL und Carsten auf eine harte Probe gestellt. Die Straße war dermaßen kaputt und mit tiefen Löchern versehen, das es fast ein Wunder war, hier heil durchzukommen, aber wir schafften es. Zwischenzeitlich hatten uns die Levies alleine weiterfahren lassen, oder hatten uns verloren. Genau Vor Jacobabad wurden wir aber wieder gestoppt und es ging mit neuer Levies Begleitung weiter. Rund 20 km vor Sakkur, gab man uns und Rachel und Dann auf dem Motorrad freie Fahrt. 

An unserem Nachtquartier in Sakkur, zu dem uns ein freundlicher Pakistani gebracht hatte, war die Innenhof-Durchfahrts-Höhe zu gering. So musst KUMPEL auf der Straße stehen. Nach einer Dusche gingen wir auf Restaurantsuche. Da wir zu unserer eigenen Sicherheit nur die Straße vor dem Hotel nutzen konnten und sich dort nichts befand musste Plan B her. Die Menschen waren etwas skeptisch, also zeigten wir ihnen unsere Website in pakistanischer Sprache. Und siehe da, auf einmal war Vertrauen da und es wurde ein „Tuk Tuk“ organisiert. Rachel hatte bereit via Google ein Restaurant ausgesucht. Los ging es ins „Royal Taj Restaurant“. Wir waren alle begeistert von dem vorzüglichen Essen. Wir vier durften zum Abschluss sogar die Küche besichtigen. Nach 400 km, vielen tollen Eindrücken, nette Menschen und vielen Fotos ging es ab ins Bett.

Mal schauen, was wir hier noch so erleben.
Euch und vor allem Anna – siehe unsere Hilfsaktion – alles Gute und bis bald!

Euer Carsten + Euer Manni

Wie schon mehrmals berichtet ist der Iran sehr angenehm zu bereisen. Wir wurden so oft wir mit Menschen zusammen trafen mit „Welcome to Iran“ begrüßt. Alle baten uns auch: „Erzählt zu Hause, dass wir gute Menschen sind.“. Und das können wir wirklich.

Die Menschen im Iran

Die Menschen sind extrem freundlich, man kommt kaum vom Stellplatz, Shops, Tankstellen, Polizei-Kontrollen etc. weg, weil man immer wieder in ein Gespräch verwickelt wird. Auch auf der Straße, sowie während unseren Fahrten. Wir wurden in völlig untouristischen Orten zum Tee eingeladen. Die normalen Leute, mit denen wir zu tun hatten, äußern zum Teil offen ihren Unwillen gegen die derzeitige Situation und den wirtschaftlichen Stand im Iran. Man hilft uns beim SIM-Karten besorgen. Dies dauert teils eine Stunde und die Iraner wollen absolut kein Geld aber uns dafür zum Tee einladen. Wir bekommen Obst und Gemüse geschenkt, weil niemand Geldwechseln kann. Wir bekommen kostenlos Brot ans Auto geliefert………und und und.

Wir wurden vielfach in sehr einfachem Englisch angesprochen oder sogar deutsch, bei vielen ist es aber nach „Welcome in Iran“ auch wieder aus. Die Landessprache war nichts für uns. Wir waren froh, wenn wir mit den Verkehrsschildern klar kamen.

Die Straßen und der Verkehr

Die Straßen sind in gutem Zustand, aber der Verkehr ist gewöhnungsbedürftig. Alle fahren wir sie möchten und wuseln sich so durch. Man hält sich nicht an Fahrspuren und Verkehrszeichen, fährt ohne Licht und Motorräder fahren gegen die Fahrrichtung. Aber irgendwie funktioniert es dann doch ohne größere Karambolagen. Unsere wichtigsten Erkenntnisse:

  • Verkehrszeichen sind nur Dekoration, außer Geschwindigkeitsregelungen, da die Polizei überall steht und Geschwindigkeitsmessungen mit der Laserpistole macht.
  • Alles fährt kreuz und quer – wer Bremst, verliert.
  • Viele fahren auch im Dunkeln ohne Licht – könnte ja was kosten.
  • Auf einer 3-spurigen Straße, werden 5 Spuren genutzt.
  • Auch über entgegenkommende Motorradfahrer und auch Autos, darf man sich nicht wundern.
  • Auf einer 4-spurigen wird von ganz rechts, nach links abgebogen. Warum auch nicht.
  • In den vielen Kreisverkehren sucht sich jeder seinen Weg.
  • Fußgänger haben keine Rechte, für die wurden Brücken über die Straße gebaut. Wer mit Kinderwagen unterwegs sein sollte oder mit Rollator oder Rollstuhl hat keine Chance.
  • Autoreparaturen oder Reifenwechsel findet auf der Straße im laufenden Verkehr statt.
  • ALL DAS GILT NUR FÜR DIE STÄDTE. Auf dem Lande ist alles im „fast“ normalen Bereich.
  • ALLES FUNKTIONIERT trotzdem irgendwie.
  • Keiner regt sich auf, zeigt den Stinkefinger oder blökt herum. Es ist einfach, wie es ist.
  • Unfälle haben wir nur zwei mit Blechschäden gesehen. Scheint also zu klappen.

Einkaufen, Stellplatz und Diesel

Einkaufen ist einfacher als wir dachten und einen Stellplatz zu finden ist meist auch nicht schwer. Beim Stellplatz suchen, haben wir freies Stehen durch Nachfragen abgesichert. Wirklich einsame Gegenden sind selten. Gut waren die Parks an den Rändern der Stadt und die bewachten Parkplätze in den Centren der Städte. Wasser zubekommen war nie ein Problem. Lebensmittel sind sehr günstig. Selber Kochen ist teurer als Essen zu gehen.
Am Anfang war es kein Problem an Diesel zu komme. Im Norden in Richtung der Grenze zu Pakistan, gab es allerdings nichts. Lange Schlangen an Tankstellen vor allem mit Truckern waren die Folge. Mit Instinkt und Beharrlichkeit sind wir aber doch an Diesel gekommen. Entweder bei Truckern, die noch Reservekanister mitführten oder am Straßenrand zu etwas erhöhten Preisen.

Weitere Beobachtungen und Anmerkungen

  • Landschaften sind äußerst vielfältig und die knapp zwei Wochen waren viel zu kurz um alles zu sehen. In den Bergen wurde es im November schon recht kalt. Teilweise hatten wir Nachtfrost.
  • Wir sind nicht ein einziges Mal angebettelt worden.
  • Nirgendwo wurde man zum Kaufen hineingedrängt, selbst in den Basaren nicht.
  • Restaurants, voll mit Iranischen Familien, endete für uns immer in einem Kommunikationsmarathon der uns viel Spaß gemacht hat.
  • Jeder Tag hat und positive Erlebnisse gebraucht.
  • Nasen – OP`s scheinen hier voll im Trend zu sein….
  • Spielplätze gab es viele und große, selbst in der Pampa. Allerdings wurden diese kaum genutzt, gleiches gilt für Trimm-dich-Pfade.

Ein Minuspunkt, der uns ehr viel auffiel, war der sorglose Umgang mit Plastik und Müll. Hier ist wirklich noch Aufklärungsarbeit zu leisten.

Zum Abschluss unser persönliches Fazit

Carsten:

  • Die Iraner geben mehr als sie selber haben.
  • Es hat Spaß gemacht hier zu Reisen und dieses Land selber kennen zu lernen.

Manni:

  • Ich / Wir haben uns immer sicher, wohl und als gern gesehener Gast gefühlt.
  • Gastfreundschaft von der wir viel lernen können.
  • Ein großes Land, das den Menschen für die Zukunft offenere Verhältnisse zu allen Ländern und Staaten zu wünschen ist.

Wir hatten eine tolle Zeit im Iran und sind jetzt sehr gespannt, was uns in Pakistan erwartet.

Euer Carsten & euer Manni